Was ist eigentlich EMDR und wie wirkt diese Methode?
Seit den 90iger Jahren gibt es die Kurzzeittherapie EMDR. Sie ist keine neue Therapierichtung, sondern ein schulenergänzendes Zusatzverfahren, das nach kritischer Forschung zum internationalen Behandlungsstandard zählt. EMDR ist bei Erwachsenen als Methode zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung wissenschaftlich anerkannt.
Wenn man EMDR ins Deutsche übersetzt, würde es sinngemäß „Augenbewegungs-Desensibilisierung und Neuorientierung“ heißen; doch das bringt wahrscheinlich nicht viel mehr Klarheit…
Vielleicht ist es hilfreich, mit der Entstehungsgeschichte von EMDR anzufangen:
Die amerikanische Psychologin, Francine Shapiro erkrankte an Krebs und in der leidvollen Auseinandersetzung damit, entdeckte sie zufälligerweise die entlastende Wirkung von spontanen Augenbewegungen. In jahrelanger Forschung und Anwendung – zuerst im privaten Kreis und dann bei Vietnam-Veteranen - entwickelte sie die Methode EMDR und erhielt 1994 eine Auszeichnung für die „Entdeckung eines wichtigen Therapiefortschritts“.
1991 brachte Dr. Arne Hofman EMDR nach Deutschland und 1998 nach dem Zugunglück in Eschede wurde EMDR als Notfallversorgung von Opfern und Helfern eingesetzt. Dadurch wurde EMDR in der Öffentlichkeit stärker bekannt.
Wie läuft ein EMDR- Therapieprozess konkret ab?
Wie in jeder guten Psychotherapie braucht EMDR im Vorfeld zunächst eine genaue Analyse der belastenden Erinnerungen oder der jeweiligen Problematik und der Auswirkungen auf das Lebens- und Selbstwertgefühl. Zudem werden zur Vorbereitung des EMDR Prozesses Stabilisierungstechniken erarbeitet.
Während der EMDR-Behandlung selbst wird die/der KlientIn angeleitet, sich innerlich in kurzen Abschnitten mit der belastenden Erinnerung beziehungsweise der Problematik zu konfrontieren. Dann beginnt die abwechselnde Stimmulierung der beiden Gehirnhälften durch Augenbewegungen, oder Tappen der Handrücken oder akkustischen Reizen. Erreicht werden soll eine Entspannung und die Physiologie des REM-Schlaf (REM = Rapid Eye Movement), in der das Gehirn Erlebnisse verarbeitet und in der Augenbewegungen natürlich sind. Die/der KlientIn bleibt während des Prozesses in der inneren Wahrnehmung. Die dabei auftauchenden Bilder, Gedanken und Gefühle werden kontinuierlich ausgewertet und die eigene Selbstheilung wird angeregt. In diesen Phasen wird Geschehenes intensiv und teilweise schmerzhaft gespürt, zum Teil noch einmal durchlebt – und dann meist schnell und gründlich verarbeitet. Oft kommt es bei dieser Arbeit auch zu tiefen Erkenntnissen, die Veränderungen alter und eingefahrener Gedanken- und Verhaltensmuster ermöglichen. Die KlientIn lernt mit den alten traumatischen Erinnerungen und Gedanken in einer neuen Art umzugehen.